Kennst Du das Buch „Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden“? Es ist die wahre Geschichte von Pikay und Lotta, die sich in den 70ern in Indien kennen- und lieben gelernt haben. Lotta ist Schwedin und lernt auf ihrer Reise durch Indien den Straßenkünstler Pikay kennen. Dieser ist aus der niedrigsten Kaste, was er in seinem Leben unentwegt zu spüren bekommt. Von klein auf muss Pikay Schikanen über sich ergehen lassen, fühlt sich ausgeschlossen, nicht willkommen und nutzlos. Er muss sich seinen Platz in der Welt erst hart erarbeiten, muss hungern und auf der Straße schlafen. Pikay erhielt als Baby vom Astrologen des Dorfes die Prophezeiung, dass er eine Tages eine Frau finden wird, die von adeligem Blut ist, nicht aus dem Stamm, nicht aus dem Dorf und nicht aus dem Land kommen wird. Als Lotta sich von ihm zeichnen lässt, verlieben sich die beiden und Pikay glaubt an die Erfüllung der Prophezeiung. Jedoch muss Lotta irgendwann wieder zurück nach Schweden, was beide auf eine harte Probe stellt. Doch Pikay hat eine Idee. Er kauft sich ein altes Damenrad und fährt drauf los. Viel Mühe und Kampf kostete die Reise. Mit einem Umweg über die Schweiz erreicht er doch schließlich Schweden und seine geliebte Lotta. Die beiden sind bis heute verheiratet und haben zwei wunderbare Kinder.

Dieses Buch habe ich kurz vor meinem Flug nach Sardinien im April 2015 gelesen. Ich war so fasziniert von der bunten Welt die beschrieben wurde und so überwältigt von der Kraft der Liebe. Zwei Wochen nachdem ich das Buch zu ende gelesen habe sitze ich im Flugzeug nach Sardinien. Ich fliege von Weeze, somit sitzen im Flieger hauptsächlich Niederländer im Flugzeug, genauso wie die zwei Personen neben mir. Als ich meine Landkarte von Sardinien auspackte, sprach mich der Sitznachbar an. Ein Herr um die 80, daneben seine Ehefrau. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch und ich kann es meiner Neugier verdanken, dass ich fragte wie die beiden sich kennengelernt haben. Die Frau ist Holländerin und ihr Ehemann kommt aus Sardinien. Die beiden lernte sich vor über 50 Jahren in Holland kennen, als ihr Mann zum Arbeiten in die Niederlande kam. Sie verliebten sich bis er eines Tages zurück musste. Das Geld um von Sardinien nach Holland zu reisen hatten die beiden nicht. Und so bezahlte der Mann lediglich das Fährticket zum Festland und begab sich auf einen 2000km langen Fußmarsch. Heute sind die beiden 50 Jahre verheiratet und nehmen mittlerweile lieber den Flieger nach Sardinien.

Als ich das Buch laß, war mir bewusst, dass es sich um eine wahre Geschichte handelte. Dann jedoch Menschen zu begegnen, die eine ebenso ergreifende Geschichte zu erzählen haben, war umwerfend. Daraus lernt man, dass die Menschen es sind, die die großen Geschichten unserer Zeit erzählen. Wir müssen nur neugierig sein und Mut haben nach ihren Geschichten zu fragen. Heute weiß ich, dass es oft nicht die Sehenswürdigkeiten sind, die mich erfüllen. Es sind die bunten Geschichten unserer Mitmenschen. Und wer weiß: Vielleicht wird einst Deine Geschichte andere Menschen bereichern. Also hab Mut zu fragen, wenn du fragen willst und zu erzählen, wenn Dich jemand darum bittet.

Mein Beitrag für die Blogparade von Ariane:

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