Von Berlin über Kopenhagen nach Trelleborg mit Herwig und seinem Fahrrad (Ein Gastbeitrag)

Hast Du Herwig schon gefunden? Nicht? Dann such ihn!!! Er ist ein saucooler Typ, der sich aktuell in Berlin rumtreibt, stets auf der Suche nach neuen Abenteuern. Da ich überlege auf meiner Weltreise einen Teil mit dem Rad zurückzulegen, ist es umso passender, das Herwig euch mal von seinen Abenteuern berichtet. Und wenn Du nicht genug von ihm bekommen kannst, schau mal auf Wo ist Herwig vorbei!

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Am Vorabend unserer bevorstehenden Fahrradrundreise stand noch die entscheidende Frage im Raum:“Wo soll es eigentlich hingehen?“

Zum Glück konnten wir uns relativ schnell darauf einigen, dass Kopenhagen ziemlich cool wäre und das es ja sogar die Chance gäbe nach Schweden überzusetzen. Also lautete der Schlachtplan: von Berlin nach Kopenhagen über Rostock. Genügend Kilometer die geschruppt werden wollten lagen also vor uns! Genau genommen : gute fünfhundert. Mindestens.

5Gegen Mittag und leicht verkatert pedalierten wir die ersten Meter etwas unbeholfen auf unseren viel zu schweren und wackeligen Rennrädern raus aus Berlin und bewegten uns Richtung Hennigsdorf und Kremmen bis sich die ersten Speichen aus Michas Hinterrad verabschiedeten. Blöderweise hatten die Tragetaschen ihren Weg ins Laufrad gefunden. Schnell die Kabelbinder ausm Hut gezaubert, die Kuriertaschen ausm Sonderangebot „genäht“, einen Umweg nach Velten zum netten Fahrradfuzzi in Kauf genommen und die Sache war erledigt. Und das sogar kostenlos! Cooler Typ und Grüße nach Velten.

Hier und da mal ne Rast, dort einen Kaffee, Fotos im Drive-By und schon war es an der Zeit unser Schlaflager kurz hinter Neuruppin aufzuschlagen, um im Einklang mit der Natur und einer Windkraftanlage von motorisierten Fahrrädern zu träumen.
Im Morgentau des Neuruppiner Umlands ging es am zweiten Tag los nach Güstrow bei Rostock über die idyllischen Dörfer der Mecklenburgischen Seenplatte wie Malchow, Bützow, Krakow, Irgendwow und Nirgendwow.

Besserwisser Google wies uns den Weg, allerdings war ihm ziemlich egal 1welche Wege. Ob sandige Wälder, privat oder Forstwege – wir beiden Dödel machten brav alles was verlangt wurde. Ganz egal was mecklenburgische Schilderbauer so in die Landschaft zimmerten – wir ignorierten es. Daher wurden die Räder öfter geschoben als uns lieb war und am Ende des Tages standen auf unseren Kilometerkonto 125 von veranschlagten 109… selber Schuld wa?!

 

Der dritte Tag begann auf einen Acker bei Güstrow. Ohne viele Worte wurde das Zelt in völliger Routine, als hätten wir die letzten Jahre nichts anderes gemacht, fachmännisch abgebaut. Die Räder im gleichen Ablauf wie die Tage zuvor bepackt und das tägliche Frühstück aus der Dose genehmigt. Micha bevorzugt eingelegte Paprika und ich Makrele in Öl. Drei kleine Kaffee später waren wir dann wirklich auf dem Weg nach besagten Rostock.

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Leider zog sich der nur 40 kilometerlange Weg etwas in die Länge  da mein Knie derweilen so knirschte, quietschte und knarrte wie unsere Fahrräder. Dank Michas Iboprofensalbe war zumindest mein Knie auf den letzten Kilometern betäubt. Wie auch unsere Pobacken, ja auch dafür musste die Salbe herhalten…

2Micha ließ vor der Ankunft in Rostock noch seine Kontakte spielen und hat uns dadurch ein Zimmer in einem 4-Sterne-Superior-Hotel beschert.

Wie ihr seht; irgendwer oder irgendwas meint es gut mit uns – oder dass wir endlich duschen! Das taten wir auch(!) in aller Länge.
Wohlgenährt wurden die Räder am vierten Tag gesattelt, unter Herzschmerz aus dem Luxustempel ausgechecked und der Fernfährenhafen angepeilt. Die Überfahrt kostete uns humane 7€ und in den zwei Stunden blieb genügend Zeit um ein kleines Gedicht zu verfassen. Gedichte sind ja gerade schwer in Mode aber für mich war es eher eine Herzensangelegenheit. Natürlich.

Im zarten schwarzen Gewand kommst du in der Not zur Hand.

Du bietest dich selbstlos an wenn alles versagt.

Biegen, strecken, reißen, winden ohne lauthals Winseln.

Deinen Namen tanzen sollten alle Kinder!

 : Kabelbinder《

Ja, eine innige Beziehung zwischen uns und Kabelbindern war merkbar entfacht!

Auf Gedser angekommen wurde sofort der höchste Gang eingelegt und in Jan-Ullrich-Manier (Ibuprofen zählt nicht wirklich als Doping) die Insel durchquert. Gute 50 Kilometer später radelten wir auf einer einkilometerlangen Brücke Richtung Kopenhagen bis wir nach 106 Kilometern schlussendlich in Køge auf einem Campingplatz landeten.

Dänemark war anfangs eine ganz schöne Tortur, denn unter „Flachland“ 3hatten wir uns etwas anderes vorgestellt. Dafür aber waren wir aber schon fast am ersten Ziel unserer Reise und könnten sogar noch etwas Zeit mit der kleenen Meerjungfrau in Kopenhagen verbringen.

Am fünften Tag und noch bevor der Campingplatzpförtner die Augen aufmachte und überhaupt gecheckt hatte, dass wir da waren, waren wir schon seit einer Stunde unterwegs nach København. Dreimal in die Pedale getreten und schon war es Mittag. In der Innenstadt standen plötzlich hunderte jubelnde Menschen vor uns, da war ich schon verblüfft! So viele Menschen lesen meinen Blog doch gar nicht?! Nach kurzem feiern lassen wurde uns klar, dass der Kopenhagen-Marathon zu Gange war. Für den Moment war es aber schön 🙂

Erster Halt Christiania:

Einige kennen vielleicht die autonome Stadt in der Stadt – andere vielleicht auch nicht. Für jene folgt ein kurzer Abriss: In den Siebzigerjahren entstand eine Künstlerkommune in Kopenhagen, die sich bis heute etabliert hat und sich zum Tourismusmagneten entwickelt hat. Erlaubt ist fast alles außer Fotos zu schießen. Und weil dort so gut wie alles erlaubt ist und das dänische Gesetz dort ausgehebelt wurde, kaufen Jung und Alt fröhlich Gras. Der Konsum und Verkauf ist in Christiania legal und so kriegt man als Außenstehender einen Einblick wie es wäre wenn Marihuana legalisiert würde. Neben Weed kriegt man dort auch ein friedliches Miteinander. Und das ist das Wesentliche was mich immer wieder an einen Besuch an diesem Ort reizt.

Zweiter Halt Innenstadt:

Was ist essentiell für einen Reisenden? Na klar (!) der Beweis, dass man wirklich da war. Also rein in die unzähligen Souvenirshops und nach einer Plakette Ausschau gehalten, die unsere Fahrräder in Zukunft schmücken sollte. Gut, dass die Preise in Dänemark einfach abartig sind ist bekannt aber dass man uns einen (1) Dänemark-Sticker für 5,-€ andrehen wollte fanden wir nur noch lachhaft… für weitere zwei Stunden. Zum Glück fanden wir doch noch was besseres als einen schnöden Aufkleber; ein Wanderstocksiegel! Vintage as fuck.

Ein ausgeklügelter Plan wurde in Kopenhagen geschmiedet um wieder ins heimische Bett fallen zu können und der sah wie folgt aus:

Tag 6 & 7

1) 10.00 Uhr auschecken aus Hostel

2) Per Bahn von Kopenhagen nach Malmö

3) Per Rad von Malmö nach Trelleborg (40km)

4) Fähre von Trelleborg nach Rostock 22.45 – 5.30 Uhr

5) Bahn von Rostock nach Berlin 7.30 – 9.30

4So weit so gut, alles hat bestens geklappt. Sogar ein bisschen zu gut. Denn unsere Waden hatten sich mittlerweile zu solchen Bollwerken entwickelt, die auf Abruf die Fahrradkurbel bearbeiteten als gäbe es kein Morgen. Und so hatten wir eine Leerlaufzeit in der langweiligsten Stadt, direkt nach Frankfurt (Oder), vor uns; Trelleborg. Gute 6 Stunden auf dem Bahnhofsvorplatz abgegammelt, gesonnt, geschlafen, dumme Kommentare abgegeben, in der Nase gebohrt, geraucht, Kekse gegessen, einen Blogartikel geschrieben und Handys aufgeladen. Irgendwann war es dann endlich an der Zeit die Fähre zu betreten und Schweden hinter uns zu lassen. Micha: „War wie in Brandenburg, nur schöner.“ Und so liebe Kinder ging auch unsere Fahrradtour dem Ende entgegen.

 

Am Ende einer Reise steht natürlich auch immer ein Resumé, das ausgeführt werden will.

Mir eröffnen solche Fahrradtouren, dass die Welt verdammt groß ist und das es noch eine Menge zu sehen gibt. Zum anderen kriegt man wieder ein Gefühl dafür, wie weit eigentlich 100 oder besser 500 Kilometer sind und was der Körper dafür aufbringen muss und in der Lage ist.

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Danke an Michael für den Windschatten und die gute Zeit. Grüße an Outdoordeals, dem Erfinder des Fahrrades, dem des Kabelbinders, an Familie Barschke, an Claire und ein riesiges Dankeschön an euch! Denn ohne euch und diese Resonanz würde mir das Schreiben wohl weniger Spaß machen.

 

Habt euch wohl

Herwig.

 

P.S.: Herwig kann nicht nur Texte… Er kann auch Bilder

7 Responses

  1. Nina.M
    Antworten
    18 Juli 2016 at 7:34 pm

    COOLER Text! Bei so einer Radtour kommt man wohl an seine Grenzen…

    • 19 Juli 2016 at 8:58 pm

      Hi Nina, vielen Dank! Da hast du völlig recht, es müssen mehr als Ländergrenzen überwunden werden 🙂

  2. 26 Juli 2016 at 12:25 pm

    Coole Radltour!

    Nächstes Jahr würde ich gerne aus der Nähe von München ans Meer nach Jesolo fahren. Wenn du Lust hast, mitzukommen, melde dich bei mir.

    Beste Grüß
    Leo

  3. 8 August 2016 at 7:10 pm

    Hallo! Ich habe deinen Blog erst vor kurzem entdeckt. Witzigerweise bin ich selbst gerade unterwegs mit dem Fahrrad und schreibe darüber… Einiges aus Herwigs Beitrag kommt mir nur allzu bekannt vor, dass es zum Beispiel plötzlich viel mehr Kilometer sind, als gedacht, Torturen und schmerzende Knie. Aber eine Fahrradreise ist auch äußerst anregend. So viele Eindrücke!

  4. 25 August 2016 at 2:46 pm

    Sehr cooler Beitrag und vor allem eindrucksvolle Bilder 🙂 Hab mir auch mal den Blog von Hewig angeschaut. Sehr interessante Inhalte. Ich möchte in naher Ferne auch auf Weltreise gehen das dauert wahrscheinlich noch ein bisschen.

    • Alexandra
      Antworten
      25 August 2016 at 2:50 pm

      Oh super!!! Ja Herwig ist es n voller Typ. Man findet ihn aufgrund eigener Überzeugung nicht bei Facebook, aber seine Bilder bei Instagram sind auch toll.
      Echt? Hoffe das klappt schneller, als du denkst. Kommt ja eh alles so, wie es kommen muss!!
      Ganz liebe Grüße

  5. 14 September 2016 at 8:06 pm

    Danke Pedelec 🙂 Viel Spaß bei der Planung deiner Reise! Und Alexandra, so voll bin ich in der Regel gar nicht. 😛
    Beste Grüße Herwig

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