
Holpriger kann eine Langzeitreise nicht beginnen
Bangkok hat mich, oder auch nicht. Würgend hänge ich über dem Klo des Hostels und wünschte, es wäre das Klo meiner Eltern in Deutschland. Das war der erste Tag meiner Langzeitreise. Ernsthaft? Wo ist die robuste Frau geblieben, die sonst alles wegsteckt ohne mit der Wimper zu zucken? Also kann ich über Bangkok nur berichten, dass es überall ein 7/11 gibt, falls man mal Wasser oder ein paar trockene Kekse (die irgendwie alle immer gesüsst sind) braucht. Checkout Thailand, welcome to Cambodia.
Von Bangkok nach Kambodscha – Oh je
In Kambodscha begrüßt mich ein wirklich schöner Flughafen. Sauber, exotisch und irgendwie das, was ich erwartet habe. Und dahinter: Die Realität. Ein Entwicklungsland voller Dreck, Chaos, Armut und Resignation. In Siem Reap, der Touristenhochburg in einem netten Hostel voller 20-jähriger abgestiegen. Aber verdammt sauber mit einem Roof-Top Pool. Man nimmt wohl mal etwas Teenie-Flair in Kauf, wenn man sich Angkor Wat anschauen will. Oh touristisch? Nein! Völlig überlaufen. Menschenmassen, respektlose Touristengruppen und dazwischen irgendwo ich, die verzweifelt nach der Magie des Ortes sucht. Es ist beeindruckend, aber schwer greifbar, bei all diesem Krach, den tausende von Stimmen erzeugen. Und mit dem Tue Tue dann von Angkor wieder zurück ins Chaos dieser Stadt. Zwischen Unbehagen, Heimweh und Verzweiflung wiege ich mich und weiß nicht, ob es das ist, was ich wollte. Zweifel kommen auf. Vermutlich kommt die Prise Heimweh daher, dass ich weiß, dass es nicht nur ein „Urlaub“ ist. Doch wer wird schon dieses Jammern auf hohem Niveau verstehen.
Nach Siem Reap kommt Phnom Penh – Oh je, oh je
Mit dem Bus geht es in die Hauptstadt Phnom Penh. Wer mich kennt weiß, dass ich Großstädte nicht wirklich mag. Diesen Lärm und das fehlende Grün. Kein Platz zum atmen. Doch Phnom Penh ist noch schlimmer. Müll zwischen den Hochäusern, die der Stadt ein modernes westliches Stadtbild geben sollen. Nein danke! Das ist nicht was ich jetzt in dieser Phase brauche. Und dann auch noch Diebstahl wohin man sieht und Menschen die einem jeden Cent aus der Tasche ziehen möchten. Ich verstehe, auch sie wollen überleben und sehen in uns die Cash Cows, die wir eventuell in ihren Augen darstellen. Aber das gibt niemandem das Recht offensichtlich über andere Menschen zu lachen und sie zu bestehlen. Denn an sowas geht doch unsere Welt zugrunde!
Manchmal ist man kurz davor aufzugeben. Manchmal ist es auch nur der Moment, wenn mal wieder deine Gefühle durch den Fleischwolf gedreht werden. Also schnell weg und in den Süden ans Meer. Das Meer macht doch alles wieder gut oder nicht? Zunächst aber noch ein Stop-over in Kampot und eine kleine Bambushütte für mich alleine. Duschen unter Sternen ist auch schon entspannend.
Der Süden von Kambodscha – Endlich am Meer
Sihanoukville ist, wie soll es anders sein: touristisch. Aber momentan fehlt mir die Kraft die Wege ausserhalb der Massenpfade zu suchen. Sonst liebe ich es und lasse mich gerne auf Umwegen treiben, aber in diesem Land und in diesem Zustand fällt es mir unglaublich schwer. Und so gehts zum nächsten Hotspot. Auf die Inseln Koh Rong und Koh Rong Samloem. Endlich ins Meer springen und plötzlich ist tatsächlich alles besser. Ich schalte ab und es kommt die Wende. Der Moment an dem alles wieder einfacher wird. Endlich. Heimweh rückt in den Hintergrund, nachdem ein paar Tränen die Zweifel wegwischen.
Vietnam, ich komme und freue mich schon sehr auf dich.
Kurz vor dem Aufgeben?
Meine Reise hat erst gerade begonnen. Mal möchte ich weitermachen wie jetzt und mal fühlt sich Jetzt nicht richtig an. Herausforderungen im Leben lehren uns immer etwas neues. Meist etwas neues über uns selbst. Ich wollte diese Reise, weil es so nicht weitergehen konnte. Ob ich die Beendigung meines Jobs damit rechtfertigen wollte? Vielleicht? Ob diese Reise so begonnen hat, wie ich es mir gewünscht hätte? Ganz sicher nicht. Aber vielleicht war es meine Probe und vielleicht war es genau das, was ich brauchte um alle weiteren Schritte bewusster und dankbarer zu gehen.
Ich werde dir nichts über Kambodscha erzählen, was du nicht auch in einem Reiseführer finden wirst. Das Land konnte mich nicht erobern und bevor ich mich darüber auslasse, was mir nicht gefallen hat, sage ich nichts weiter dazu. Keine Geheimtipps und keine Trips. Kambodscha und ich sind uns nicht näher gekommen und wenn du mehr zu dem Land wissen willst, lies einen Reiseführer oder buch ein Ticket und erfahre es selbst. Jeder Geschmack ist anders.
Alternative verschwiegen
Ich habe dir verschwiegen, dass es zu Beginn der Planung dieser Reise eine Alternative gab. Kein Plan B sondern es ging um eine Entscheidung, welche Form meine Reise haben soll. Fliegen oder mit Van und Hund alles Fahrbare bereisen. Immer an einem anderen Ort aufwachen und doch zu Hause sein. Die meiste Zeit über, habe ich an meiner Entscheidung gezweifelt. Habe ich doch immer mein bisschen Privatsphäre in meinen Mietwagen geliebt. Ich bin kein Hippster-Backpacker-Girlie die in 10-er Schlafsälen übernachtet und sich auf jede Toilette setzt, egal wie abgefuckt diese ist. Ich ziehe mich gerne zurück, sitze auf einem Balkon einer Unterkunft und bestaune meinen Hund, der im Hier und Jetzt lebt. Ich bin keine Einzelgängerin, aber ich bin auch keine 20 mehr und weiß was ich will und brauche um mich gut zu fühlen. Vor Antritt meiner Reise war das die Befürchtung. Ob ich meine Privatsphäre für ein paar Euro aufgeben kann. Momentan bin ich mir noch unschlüssig, doch ich beobachte und lerne.
Neue Wege brauchen Zeit
Ich bin noch nicht angekommen. Meine Reise hat holprig begonnen und zwischen all dem Gefühlschaos und den vielen Eindrücken hab ich mich irgendwo verloren. Es braucht etwas Zeit um sich wiederzufinden und diese Zeit muss man sich geben. Doch eins sollten wir alle nicht aus den Augen verlieren: Wie in meinen Artikeln über den Ausstieg aus dem System und über die Suche nach deiner Passion habe ich immer wieder betont, wie wichtig es ist, dass wir wieder lernen auf unseren Bauch zu hören. Unserer Intuition zu folgen. Und wenn mir mein Bauchgefühl sagt, dass ich mir ein Van kaufen und weiter mit meinem Hund reisen soll, dann wird es so sein. Und dann werde ich dem folgen. Doch noch bin ich nicht bereit aufzugeben. Ich merke, wie es sich verändert und wie sich alles fügt. Ich treffe Menschen die mich indirekt stärken und die mir helfen, mich gut zu fühlen. Auch wenn man danach wieder getrennte Wege gehen muss und es weh tut. Ich muss noch lernen, dass man als Alleinreisende um die Welt, oft Abschied nehmen muss. Noch fällt es mir schwer, aber so ist das Leben. Menschen betreten unser Universum und Menschen gehen auch wieder. Sieh den Grund, warum dieser Mensch da war. Oft war er genau im richtigen Zeitpunkt der Anker, den man brauchte und der Wind im Rücken um weiterzumachen. Und wenn es so weiter geht, werde ich auch auf der anderen Seite der Welt bleiben. Sollte mein Bauch jedoch eines Tages dagegen sprechen, setze ich meine Reise anders fort. Aber so oder so: Es war bisher die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können und ich bereue es keine Sekunde!
Sonnige Grüße aus der Ferne :-*
Ralf Falkowski
Toller Artikel Alex!
Ich wünsche dir eine gute Reise. Positiv oder negativ-es sind Erfahrungen die dir keiner mehr nehmen kann. Nie mehr!
Und ja höre auf dich und deinem Bauchgefühl!
Liebe Grüße
Ralf
Alexandra
Danke Ralf!! Die Zeit bis du losziehst, verfliegt auch so schnell 🙂 Und dann werde ich an dich denken und werde genau wissen, wie es dir geht 🙂 Liebe Grüße aus Thailand
Christof
Sehr beeindruckend liebe Alexandra. Wichtig ist, dass du zu Dir findest, weiter so ehrlich zu Dir selbst bist und deiner Intuition folgst. Ich wünsche Dir viel Kraft und Freude auf dem Weg der vor Dir liegt. Herzliche Grüße Christof
Alexandra
Oh das ist lieb Christof! Vielen lieben Dank!! Solange wir der Intuition folgen, können wir nicht falsch sein. Sonnige Grüße
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I wanted to thank you for this great read!!
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Chris | Wolfsgezwitscher
Guter Artikel! Ich hoffe, du hast dich inzwischen eingelebt im Reisemodus. Ich selbst hatte im ersten Monat meiner letzten Weltreise so ziemlich alle Pannen mitgemacht, die mir davor im Leben nie begegnet waren: Flug nach Thailand verpasst, Unfall mit Motorroller. Als Bonus noch eine Lebensmittelvergiftung in Hua Hin.
Und das lief anders, als ich es mit dem einfachen Weltreise-Einstieg in Thailand geplant hatte. Danach war dann aber alles gut und alle Reiseetappen brachten neue Begegnungen und Erkenntnisse. Insofern: ich wünsche dir eine spannende Zeit beim Lösen des großen Rätsels, was deine Reise für dich bedeutet (ich hoffe das klingt jetzt nicht zu mysteriös, aber keine Reise ist gleich).
Alexandra
Oh Gott… Dann kann ich mich ja glücklich schätzen, dass ich nur solche Kleinigkeiten durchgemacht habe. Vielen lieben Dank und sonnige Grüße aus Bali…